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Oliver Reiser

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Explosion im Chemieinstitut der Universität Mulhouse

von Prof. Oliver Reiser

Ein hochexplosives Ethylen-Luftgemisch wird als Ursache vermutet für den Laborunfall, bei dem ein Professor ums Leben kam und eine Praktikantin schwer verletzt wurde.

 

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Die Ventile der Stahlflaschen

Eine mögliche Quelle für ein Leck wären die Ventile der Stahlflaschen: Falls die sich darin befindlichen Dichtungen plötzlich gebrochen wären – eine länger bestehende Undichtigkeit hätte aufgrund des Geruchs des austretenden Gases bemerkt worden sein -  könnten plötzlich beträchtliche Mengen an Ethylen ausgetreten sein. Auch in diesem Fall hätten jedoch weitere unglückliche Umstände hinzukommen müssen:

Eine betriebsbereite Gasflasche hat drei Ventile, ein Hauptventil (Abbildung links, roter Pfeil), an das ein Druckminderer angeschlossen ist, der mit einem Knebel- (Abbildung links, blauer Pfeil) und einem Feinventil (Abbildung links, grüner Pfeil) zur Dosierung der Gasmenge ausgestattet ist. Das Hauptventil öffnet man, um den Inhalt der Flasche nutzen zu können, doch kann bei geschlossenen – man sagt bei entspanntem - Knebelventil kein Gas entweichen. Sowohl Haupt- wie auch Knebelventil und schließlich auch noch das Feinventil hätten also geöffnet sein müssen, um Gas aus der Flasche entweichen zu lassen. Da niemand im Labor war würde ich annehmen, dass die Flasche nicht genutzt wurde. In diesem Fall wären die Ventile sicher geschlossen gewesen, eine für jeden Chemiker selbstverständliche Handlung im Umgang mit Gasflaschen.

Wenn aber die Flasche für ein Experiment in Betrieb war, wäre das Ethylen sicher in einen Abzug geleitet worden, so dass sich große Konzentrationen an Gas im Labor kaum hätten ansammeln können. Da die Flasche laut Angaben der Staatsanwaltschaft sogar unversehrt aufgefunden wurde, war die Flasche eventuell nicht einmal betriebsbereit: Denkbar wäre also, dass nicht einmal ein Druckminderer (s. auch Abbildung rechts für ein etwas anderes Modell als in der Abbildung oben gezeigt) angeschlossen gewesen wäre, also das Teil einer Gasflasche, durch das am ehesten durch eine Fehlfunktion bedingt eine Gefahr ausgehen könnte.

Neue Erkenntnisse Anfang dieser Woche erwartet

Die genaue Untersuchung der Ethylenflasche ist für Montag geplant. Der Wunsch, nach dem schrecklichen Unglück eine Erklärung zu finden, ist verständlicherweise groß. Doch sollte mit vorschnellen Theorien oder gar Schuldzuweisungen - die Staatsanwaltschaft in Mulhouse ermittelt wegen fahrlässiger Tötung - große Zurückhaltung geübt werden.