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Oliver Reiser

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Betrugsvorwurf gegen Entwickler von AIDSVAX

von Prof. Oliver Reiser

Die aus den klinischen Studien berichteten Ergebnisse über den AIDS-Impfstoff scheinen nicht seriös ermittelt und interpretiert worden zu sein.

AIDS hat sich mittlerweile zu einer der größten Bedrohungen in Afrika entwickelt. Zwar sind inzwischen wirksame Präparate verfügbar, die den Krankheitsverlauf aufhalten oder gar stoppen, für eine nachhaltige Lösung im Kampf gegen AIDS wird jedoch nur die Entwicklung eines Impfstoffes gehalten. Umso willkommener war die Nachricht im Februar dieses Jahres, dass die klinischen Studien mit AIDSVAX von der Firma VaxGen in Brisbane, Kalifornien, beachtliche Erfolge bei Asiaten und Farbigen zeigten.

Klinische Studien mit AIDSVAX

So wurde berichtet, dass in einer groß angelegten Studie, an der 5108 homosexuelle Männer und 309 besonders gefährdete Frauen teilnahmen, zwei Drittel der Teilnehmer sieben Injektionen des Impfstoffs über einen Zeitraum von drei Jahren und ein Drittel ein Placebo erhielten. Als Ergebnis wurde berichtet, dass die Infektionsrate bei Farbigen ging um 78 Prozent, bei Asiaten immerhin um 68 Prozent zurück, während bei Weißen der Impfstoff unwirksam war.


Seriosität der klinischen Studien mit AIDSVAX

Inzwischen wurde jedoch bekannt, dass obwohl die klinischen Studien mehrere Tausend Probanden umfassten, die Zahl der Farbigen und Asiaten, also der Gruppen, bei denen der Impfstoff Wirkung zeigte, statistisch zu gering war. So wurden nur 73 Asiaten in die Studie miteinbezogen, von denen 20 mit einem Placebo und 53 mit dem Impfstoff behandelt wurden. Zwei Probanden der Placebogruppe (gleich zehn Prozent) und zwei Probanden der Impfstoffgruppe (gleich 3.8 Prozent) erkrankten an AIDS, so dass eine Wirksamkeit des Impfstoffs von 68 Prozent abgeleitet wurde (Abbildung rechts, zur Vergrößerung anklicken). Bei einer so kleinen Gruppe ist der statistische Fehler riesengroß, so dass keine seriöse Aussage möglich ist. Sehen Sie selbst: wenn nur ein Proband aus der Placebogruppe erkrankt wäre, läge der Anteil der Erkrankungen bei fünf Prozent, also nur halb so hoch wie gefunden. Ein einziger Krankheitsfall bewirkt also eine Änderung von 50 Prozent in der Aussage, wie hoch die Infektionsgefahr mit AIDS bei Einnahme eines Placebos ist.

 

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