Alle biologisch wichtigen Verbindungen, etwa Aminosäuren, Enzyme, Kohlenhydrate, DNA sind chiral. Sie existieren aber - mit ganz wenigen Ausnahmen - nur in einer Form, das heißt ihre Spiegelbilder kommen in der Natur nicht vor. Bild und Spiegelbild eines Moleküls sind aber in ihrer Energie identisch, woraus folgt, dass ihr Vorkommen gleich wahrscheinlich sein sollte. Wie ist also das Auftreten unvorstellbar großer Zahlen von Molekülen von Aminosäuren - bereits ein Gramm einer Aminosäure enthält etwa eine Trilliarde (= eine Billion Milliarden) Moleküle - nur in der Bildform zu erklären? Werfen Sie eine Münze nur 100 mal: mit leichten Abweichungen werden Sie etwa 50 mal Kopf und 50 mal Zahl erhalten, auf keinen Fall aber 100 mal nur Kopf.
Die ausschließliche Bevorzugung von Bildern gegenüber Spiegelbildern stellt daher auch heute noch eines der größten Rätsel der Chemie dar. Die Unfähigkeit, dieses Phänomen auf einer gesicherten naturwissenschaftlicher Grundlage zu erklären, wird von manchen Personen, etwa von Dr. Jonathan Sarfati , als Beweis der göttlichen Schöpfung angeführt. Auch die Entstehung des Lebens auf der Erde durch außerirdische Quellen wird im Zusammenhang mit dem Chiralitätsphänomen diskutiert. Wenn Sie eine Theorie für die Entstehung von Chiralität, also der ausschließlichen Bevorzugung von Molekülen in ihrer Bild- im Gegensatz zu ihrer Spiegelbildform haben, schreiben Sie mir, ich diskutiere sie gerne mit Ihnen! Und wenn Ihre Theorie schlüssig ist, ist Ihnen der Nobelpreis für Chemie sicher.
Im Jahr 2001 wurde der Nobelpreis für Entwicklungen zur chiralen Katalyse vergeben, also für eine Technik, die es erlaubt, mithilfe von Katalysatoren Moleküle überwiegend in ihrer Bild- und nicht in ihrer Spiegelbildform herzustellen. Voraussetzung dafür ist aber, dass der Katalysator selbst nur in der Bildform und nicht in der Spiegelbildform eingesetzt wird. Das Henne und Ei-Problem unseres Lebens auf molekularer Ebene!
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Nobelpreis 2001 | Katalyse - was ist das?
