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Oliver Reiser

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Mikrowelle: Gefahr für Babynahrung?

von Dipl.-Chem. Dominik Kohr

Beim Erhitzen von Babynahrung in der Mikrowelle in Flaschen aus Polycarbonat werden bedenkliche Mengen an Bisphenol A (BPA) frei, das ähnliche Wirkung hat wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen.

MikrowellePolycarbonat gehört aufgrund seiner herausragenden Eigenschaften wie Härte, Transparenz, Hitzebeständigkeit und elektrischer Widerstand zu den wichtigsten Entdeckungen der Gegenwart. Inzwischen begegnen uns tagtäglich Produkte, die aus diesem Kunststoff bestehen oder es enthalten.

Geschirr aus Polycarbonat

Viele metallische Gegenstände wie Konservendosen oder Getränkedosenwerden mit Polycarbonat beschichtet, um Korrosion zu vermeiden. Außerdem findet dieser Kunststoff Verwendung in manchen Kunststoffzahnfüllungen, in den Gläsern von Sonnenbrillen, als Beschichtungen von CDs und in vielen weiteren Produkten. Polycarbonatprodukte werden seit den 1950er Jahren verwendet, dementsprechend ist auch die produzierte Menge beachtlich. Im Jahr 2001 waren es in Deutschland etwa 210.000 Tonnen. Auch Geschirr für Mikrowellen besteht oft aus Polycarbonat, oder ist zumindest damit beschichtet.

Was ist Polycarbonat?

PolycarbonatPolycarbonat ist ein Polymer aus Kohlendioxid und Bisphenol A (BPA), und genau in dem zweiten Stoff liegt eine potenzielle Gefährdung für Mensch und Umwelt. BPA stand schon früh in Verdacht, krebserregend zu wirken, was aber durch aktuelle Studien widerlegt werden konnte.

Dennoch ist BPA nicht unproblematisch. Man fand heraus, das BPA eine ähnliche Wirkung auf den menschlichen Körper hat wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen. So beobachtete man eine frühere Pubertät bei Mädchen, eine vergrößerte Prostata bei Jungen und eine erhöhte Neigung zur Fettanlagerung bei Frauen.

Welche Mengen an BPA sind schädlich?

Welche Mengen BPA bedenklich sind, ist jedoch nicht endgültig erforscht. Der Lebensmittelausschuss der EU empfahl vor mehreren Jahren, einen Grenzwert von einem Milligramm BPA pro Kilogramm in Lebensmitteln festzulegen. Der akzeptable Grenzwert für BPA im menschlichen Körper ist um den Faktor 100 geringer und beträgt 10 ppb (10 Mikrogramm BPA pro Kilogramm Körpergewicht).

Wie immer sind auch diese Grenzwerte heftig umstritten. Das Problem ist, dass oft unterhalb dieser Grenzwerte plötzlich unerwartete Effekte auftreten, die dann nicht eindeutig dem vermeintlichen Schadstoff zugeordnet werden können.

> > > WEITER zum zweiten Teil: Gefahr aus der Mikrowelle

 

 

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