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Oliver Reiser

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Medikamentenfälschung – bittere Medizin!

Oliver Reiser

Die Aussicht auf preisgünstige Medikamente durch Bestellung im Ausland über das Internet ist verlockend. Welche Gefahren drohen durch unseriöse Anbieter? © Chemie-im-Alltag 2004.

Es vergeht kein Tag, ohne dass meine Mailbox nicht mit E-mails bombardiert wird, in denen man mir über das Internet Viagra, oder seit neuestem auch Superviagra verkaufen möchte. Sind solche Angebote schon anhand der mangelhaften Präsentation und fehlender Legitimation als Internetapotheke ohne weiteres als unseriös zu erkennen, gibt es doch viele Angebote von Medikamenten über Internetapotheken, die selbst von Fachleuten nicht als echt oder falsch erkannt werden können.

Medikamente über das Internet – ein schnell wachsender Markt!

Medikamente über das Internet zu beziehen ist aus zwei Gründen verlockend. Zum einen werden viele Arzneimittel im Ausland zu wesentlich günstigeren Preisen angeboten. Gerade, wenn man ein Medikament regelmäßig einnehmen muss, lohnt sich ein Preisvergleich, selbst bei ganz alltäglichen Mitteln. Ein weiterer, umstrittener Vorteil ist der freie Verkauf vieler Arzneimittel im Ausland, die in Deutschland verschreibungspflichtig sind. Nimmt man regelmäßig ein solches Medikament, ist der Gang zum Arzt für ein neues Rezept oft lästig, so dass der schnelle Klick im Internet eine attraktive Alternative darstellt. Selbst verschreibungspflichtige Medikamente kann man zum Teil ohne vorherigen Arztbesuch erhalten, indem man einen Fragebogen im Internet ausfüllte, der als Grundlage zur Ausstellung eines "Online Rezeptes“ dient.

Medikamentenfälschung – eine neue Dimension der Produktpiraterie

Das Fälschen und Kopieren von Produkten ist in vielen Bereichen ein lukrativer Markt. Die Musikindustrie geht momentan vehement gegen Raubkopien und Tauschbörsen vor. Eine Kopie eines Musiktitels ist dabei vom Original nicht zu unterscheiden und ist aufgrund der weit entwickelten, für jedermann zugänglichen Kopiertechnologie in Form von CD- und DVD-Brennern in hoher Qualität leicht herstellbar. In der Bekleidungsindustrie ist ebenfalls das Fälschen und Nachahmen groß in Mode, wobei man in der Regel die Fälschung erkennt und für den Preisvorteil bewusst in Kauf nimmt.

Gefälschte oder illegal nachgeahmte Medikamente stellen dagegen für den Kunden eine zweifache Gefahr dar: Zum einen wird die gewünschte, oft Leben erhaltene Wirkung nicht erzielt, da der Wirkstoff in dem Medikament gar nicht oder in zu geringem Maße vorhanden ist, zum anderen können aber bei Fabrikationsmängeln auch gefährliche Fremdstoffe in die Arzneimittel gelangen, die Vergiftungen hervorrufen. Die Statistik ist erschreckend und die möglichen Folgen sind verheerend: 60 Prozent der Fälschungen enthalten den Wirkstoff überhaupt nicht, 16 Prozent enthalten davon zu wenig, und noch einmal 16 Prozent der angeblichen Medikamente sind gar vergiftet. 1996 starben auf Haiti 59 Kinder, die ein billiges Frostschutzmittel anstelle von Hustensaft bekommen hatten.

Medikamentenfälschung – ein Milliardengeschäft

Verlässliche Zahlen über das Ausmaß von Medikamentenfälschung gibt es nicht, da die Pharmaindustrie natürlich ungern der Öffentlichkeit einen Einblick gibt, welche ihrer Produkte in welchem Umfang betroffen sind. Man schätzt jedoch den jährlichen Umsatz von gefälschten Medikamenten auf 16 bis 18 Milliarden Euro, wogegen Fälschungen in der Bekleidungsindustrie nur etwa mit acht, in der Musikindustrie sogar nur mit zwei Milliarden Euro zu Buche schlagen.


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