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Oliver Reiser

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Der Mentos - Cola Mythos English

Oliver Reiser

Im Internet schwirren Gerüchte über eine angeblich tödliche Substanz, die durch die Zusammengabe von Mentos Bonbons und Cola entsteht. © Chemie-im-Alltag 2007.


Von echten Bomben, Gasverpuffungen und tödlich verlaufenden Explosionen im Magen ist Internet zu lesen. Der Verzehr einer Flasche Cola Light und eines Mentos Bonbons soll einem 10-jährigen Schüler aus Brasilien das Leben gekostet haben. Die Kombination dieser zwei Lebensmittel - konkret der in der Cola Light enthaltene Süßstoff Acesulfam-K und nicht näher spezifizierte Mentos Aromen - soll eine chemische Reaktion auslösen. Hierbei soll eine Substanz Ta9V4 gebildet werden, wie ein Alexander Mergenthaler, angeblicher Professor an einem Institut für Chemie, Universität Sao Paulo (USP) herausgefunden haben will. Das Ganze ist allerdings ein Fiktion: Es gibt weder diese ominöse Substanz, noch den genannten Hochschullehrer, und eine Gefahr für das Leben durch gemeinsamen Colo light und Mentos Genuss besteht ebenfalls nicht.

Der Mentos - Cola Springbrunnen

Ausgelöst wurde dieser Mythos aufgrund eines eindrucksvollen Experiments, das man wie folgt durchführen kann: Wirft man einen Mentos Bonbon in eine sprudelhaltiges Getränk - und hier eignet sich besonders gut Cola light - schießt schlagartig eine Fontaine aus der Colaflasche, die bei richtiger Präparierung der Colaflasche mit einem rohrförmigen Aufsatz beeidruckende Höhen erreichen kann. Dieses Experiment sei daher auch nicht im heimischen Wohnzimmer, sondern nur an solchen Orten empfohlen, wo die austretende Cola nicht zu einer massiven Verschmutzung der Umwelt führt. Im Internet gibt es eine ganze Reihe eindrucksvoller Videos hierzu, am gelungensten finde ich die nebenstehend gezeigte Kaskade von EepyBird, bei der nach Dominomanier 251 zwei Liter Cola Light Flaschen mit 1506 Mentos Bonbons gezündet werden.

Kohlendioxid in Erfrischungsgetränken
- eine meta-stabile Situation

Aber was passiert hierbei eigentlich? In allen sprudelnden Erfrischungsgetränken ist Kohlendioxid gelöst, und besonders viel davon (7-8 g/L, das entspricht einem Gasvolumen von etwa vier Litern) in Cola Light. In normaler Cola ist aufgrund des hohen Zuckergehalts die Löslichkeit von Kohlendioxid geringer, weswegen das obige Experiment am besten mit Cola light funktioniert.

Wie jeder aus eigener Erfahrung weiß, tritt das Kohlendioxid gasförmig aus diesen Getränken mit der Zeit aus, einen Vorgang, dem man beispielsweise durch Schütteln oder Erwärmen der Getränke beschleunigen kann. Dabei ist die Austrittsgeschwindigkeit auch mit der Größe der zu Verfügung stehenden Oberfläche, an der das Gas entweichen kann, proportional.

Der Mentos Katalysator - ohne Chemie!

Damit sich Gasblasen entwickeln können, die dann aus der Flüssigkeit entweichen können, braucht man Stellen, die die Keimbildung, also das Zusammentreffen vieler Gasmoleküle begünstigen. Besonders effektiv hierfür sind rauhe Oberflächen, durch die darauf befindlichen Vertiefungen / Hohlräume werden die einzelnen Gasmoleküle quasi festgehalten, so dass es dort zur Keimbildung kommt. Dies gelingt mit vielen Gegenständen: eine Geldmünze oder Kekskrümel lassen die Cola ebenso sprudeln. Allerdings ist der Effekt nicht so stark wie mit Mentos Bonbon, was bei Letzteren auf eine Oberfläche mit besonders vielen Hohlräumen hinweist. Und eins ist klar: Ohne Chemie ist in diesem Fall einmal zur Abwechslung richtig, es handelt sich hierbei um einen rein physikalischen Prozess.

> > > WEITER zum zweiten Teil: Acesulfam-K und andere Süßstoffe - Skepsis berechtigt?

Bild- und Videonachweis:
EepyBird
, mit freundlicher Genehmigung

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