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Oliver Reiser

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Müll – eine Goldgrube? [Teil 2]

Oliver Reiser

Eine amerikanische Firma stellt ein revolutionäres Recyclingkonzept vor: Organische Abfälle werden in Erdöl und andere nützliche Rohstoffe zurückverwandelt.

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Plastiktüten – polymerisiertes Erdöl

Unter den angewandten Druck- und Temperaturbedingungen werden die einen Kunststoff ausmachenden langen Molekülketten – Polymere – in kleinere Bruchstücke – den Komponenten von Erdöl und Erdgas – umgewandelt. Darüber hinaus fallen weitere Zersetzungsprodukte an, die ebenfalls von nicht unbeträchtlichem Wert sind, nämlich Aktivkohle und Mineralien.

Pro Tag produziert die Anlage 80 Tausend Liter Öl (in Heizöl beziehungsweise Dieselqualität), neun Tonnen Erdgas und sieben Tonnen Dünger. Für ein Barrel (159 Liter) auf diese Weise gewonnen Öls gibt CWT im Jahre 2003 einen Kostenaufwand von 15 US$ an, wodurch sich das Recycling bei einem gegenwärtigen Ölpreis auf dem Weltmarkt von 65-70 US$ pro Barrel auch rechnen würde.

Wie ist die Energiebilanz?

Die hier beschriebene Strategie ist natürlich nicht neu. Schon seit langem bemüht man sich um Verfahren, Polymere wieder in ihre Ausgangskomponenten, so genannte Monomere, zu verwandeln. Das grundsätzliche Problem ist aber, dass die Monomere eine höhere Energie als die Polymere besitzen, also zur Herstellung der Monomeren aus Polymeren stets Energie aufgewendet werden muss, und auch das beste Verfahren wird hieran nichts ändern können.

Insofern ist eine der kritischsten Fragen bei dem hier vorgestellten Verfahren, wie viel Energie, etwa in Form von Erdöl, aufgewendet werden muss, um einen Liter Öl aus Müll zu gewinnen.

Genau in dieser Frage hält sich aber CWT bedeckt – laut Firma aus patentrechtlichen Gründen – und auch die oben aufgemachte Gewinnrechnung kann hierüber nur bedingt Auskunft geben, da nicht klar ist, inwieweit CWT die real entstehenden Kosten etwa durch staatliche Förderung oder durch Subventionen der Energiekosten niedrig halten kann.
Doch trotz eventuell schlechter Energiebilanz ist das hier vorgestellte Konzept von großem Interesse, denn durch die Sonne steht in unbegrenzter Menge ein Energielieferant zur Verfügung, so dass die Energie zur Wiedergewinnung von Öl aus Müll prinzipiell nicht aus Erdöl kommen muss. Wir müssen nur noch lernen, Sonnenenergie besser zu nutzen.

 

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