Oliver Reiser

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Chemie des Backens – Amerikaner

von Prof. Oliver Reiser

Warum wird das stumpf-kegelförmige Backwerk mit Zuckerguss eigentlich Amerikaner genannt?

AmerikanerWer kennt es nicht, das handtellergroße, stumpf-kegelförmige Backwerk mit Zuckerguss auf einer Seite und hellem, süßen Teig auf der anderen? Häufig ist es auch mit bunten Schokoladentalern oder Schokolade verziert. Natürlich, von Amerikanern ist hier die Rede. Doch wie kam es eigentlich zu diesem Namen? War es eine Erfindung der Amerikaner? Mitnichten, mit Amerika hat dieses Gebäck nichts zu tun. Die Namensgebung hat einen ganz anderen, nämlich einen chemischen Grund.

Nicht alles kommt aus Amerika!

Die Amerikaner entstanden in einer Zeit, als anstelle von Backpulver Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3) – Hirschornsalz verwendet wurde. Hirschhornsalz ist ein Gemisch aus Ammoniumhydrogencarbonat und Ammoniumcarbamat, das sich beim Erhitzen auf 60°C vollständig in Treibgase – Ammoniak und Kohlendioxid – und Wasser umwandelt und so besonders lockere Teigwaren mit einem unverwechselbaren Geschmack erzeugt.

Dem chemischen Namen nachempfunden wurden das so erzeugte Gebäck zunächst Ammoniakaner genannt. Da man aber Ammoniak – Salmiakgeist – als übel riechendes Reinigungsmittel kannte, war dieser Name nicht sonderlich verkaufsfördernd. Als einfache Abwandlung des Namens wurde daraufhin der Amerikaner geboren.

Amerikaner werden zu Hannoveranern?

Während des Irak-Kriegs begannen viele Restaurants und Fast-Food Ketten, europäische Lebensmittel zu boykottieren und hierfür neue Namen zu erfinden. So wurden aus French Fries (französische Fritten) etwa Freedom-Fries (Freiheitsfritten). Daraufhin wurden in Deutschland Stimmen laut, die Amerikaner in Hannoveraner umzubenennen in Anspielung darauf, dass zur Expo 2000 in Hannover die USA keinen Pavillon bauen wollte.

 

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