Es gibt kaum etwas, was gegen die Regeln echter Naturforschung mehr streitet, als die Erfindung und der Gebrauch des Wortes Katalyse oder katalytische Kraft; wir alle wissen, dass in diesem Worte keine Wahrheit liegt...
Prof. Justus von Liebig, um 1865, der bedeutendste Chemiker der damaligen Zeit
Der Nobelpreis für Chemie im Jahre 2001, 2005, 2007 und 2010 wurde für herausragende Leistungen auf Teilgebieten der Katalyse vergeben. Doch was sind Katalysatoren eigentlich, und wie funktionieren diese Multitalente?
Ein Katalysator ist ein Heiratsvermittler - jedenfalls wurde bei den Chinesen das gleiche Schriftzeichen (phonetische Aussprache "tsoo mei") für die auf den ersten Blick so unterschiedlichen Begriffe gewählt. Tatsächlich kommt einem Katalysator die Rolle eines Vermittlers zwischen zwei Partnern zu, die ohne dessen Anwesenheit nur langsam oder auch gar nicht eine Verbindung miteinander eingehen würden. Bei einer chemischen Reaktion werden nämlich in der Regel zwei Ausgangsverbindungen in ein Produkt umgewandelt. Hierfür muss eine Barriere überwunden werden, vergleichbar mit einem Berg, der zwischen Start (Ausgangsverbindungen) und Ziel (Produkt) liegt und der auf verschiedenen, unterschiedlich beschwerlichen Wegen über-schritten werden kann.
Durch einen Katalysator wird ein Reaktionspfad eröffnet, der besonders leicht zu begehen ist (siehe Abbildung links, zum Vergrößern anklicken). Es kommt so zu einer Beschleunigung, die sich im Extremfall dadurch ausdrückt, dass die Reaktion überhaupt erst möglich wird. Keinesfalls kann jedoch ein Katalysator die Lage des Start- und Zielpunktes, und damit die Triebkraft Energiegewinn einer Reaktion verändern. Moleküle sind konsequenter als Menschen: Eine Verbindung zwischen zwei Partnern, die aus energetischen Gründen ungünstig ist, kann auch durch den besten Katalysator nicht angetrieben werden.
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